Kultur in ländlichen Räumen - engagiert und vielfältig

LandKULTUR-Projekte zeigen auf der Fachkonferenz „Kreativ und engagiert!“ der Fördermaßnahme des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung und Regionale Wertschöpfung (BULEplus), wie kulturelle Angebote das Leben in ländlichen Regionen bereichern und die Gemeinschaft vor Ort stärken. Expertinnen und Experten diskutieren, wie Kultur auf dem Land besser unterstützt werden kann.

Ehrenamtliches Engagement ist für Kultur in ländlichen Regionen essentiell

"Am Ende wird alles gut – und wenn es noch nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende." Mit diesem Zitat von Oscar Wilde eröffnete die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, Frau Claudia Müller, die Fachkonferenz der Fördermaßnahme LandKULTUR am 05.03.2024 im Kulturhaus Salzwedel in Sachsen-Anhalt. Sie erklärte, man stehe am Ende einer äußerst erfolgreichen Fördermaßnahme und gleichzeitig sei die Fachkonferenz der Auftakt für den nun anstehenden Wissenstransfer. Zudem werden die Ideen und Anregungen mit der ressortübergreifenden BULEplus-Fördermaßnahme "Aller.Land – zusammen gestalten. Strukturen stärken." bereits weiterentwickelt.

Knapp 260 Projekte hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) zwischen 2018 und 2022 mit insgesamt rund 20 Millionen Euro aus den Mitteln des BULEplus unterstützt.

Die Bedeutung von Kultur und Engagement in ländlichen Räumen sei in der heutigen Zeit aktueller denn je, so Müller weiter. So versuchen antidemokratische Kräfte Vereine zu unterwandern und Engagierte sowie Kommunalverwaltungen zu bedrohen. Es sei wichtig, sich diesen Kräften gemeinsam entgegenzustellen. Bürgerinnen und Bürger, die auch in ländlichen Regionen auf die Straße gingen, um ein Zeichen gegen Rechtsextremismus zu setzen und sich für die Demokratie stark zu machen, wollen sich ihre bunte und vielfältige Gemeinschaft nicht nehmen lassen.

Kulturelle Aktivitäten in ländlichen Räumen sind so vielfältig, wie die ländlichen Räume selbst. Frau Müller zeigte sich beeindruckt von der Kreativität und Diversität der geförderten Projekte. Und dies, obwohl öffentliche Strukturen deutlich weniger vorhanden seien als in Städten. In ländlichen Räumen trüge das Ehrenamt die Kultur. Das Engagement vor Ort und diese Vielfalt der Ideen zur ländlichen Entwicklung zu unterstützen und zu fördern, darum gehe es im BULEplus. LandKULTUR sei dabei eine von verschiedenen Maßnahmen aus dem Programm gewesen.

LandKULTUR: Rahmen für Vielfalt

Der Fördermaßnahme LandKULTUR lag ein breites Kulturverständnis zugrunde, sie war thematisch offen und die Förderbedingungen waren flexibel. Es wurden Honorare, Personalausgaben und Investitionen gefördert. Antragstellende konnten Vereine, Kommunen, Stiftungen, Unternehmen oder auch Selbstständige sein. Daneben waren auch der Förderzeitraum von bis zu drei Jahren und die Fördersumme von bis zu 100.000 Euro wichtige Gründe für den sehr großen Zuspruch zur Fördermaßnahme. Über 900 Skizzen wurden beim Kompetenzzentrum Ländliche Entwicklung eingereicht, das LandKULTUR im Rahmen des BULEplus im Auftrag des BMEL umgesetzt hat.

Die LandKULTUR-Projekte sind bunt und vielfältig. Das breite Kulturverständnis und die flexiblen Förderbedingungen ermöglichten es, dass sehr unterschiedliche Projekte von verschiedensten Akteuren umgesetzt wurden: Ein Mitmach-Theater auf dem Marktplatz mit dem ganzen Dorf, eine mobile Kunstschule oder ein alter Hof, der zum Kulturort wird. In Salzwedel präsentierten sich einige der knapp 260 geförderten Projekte auf einem „Markt der Möglichkeiten“. Die aufblasbare Bühne des „KulTourDome R66“ war hier ein besonderer Eyecatcher.

Blick über die Teilnehmer der Fachkonferenz im Veranstaltungsraum Fachkonferenz „Kreativ und engagiert!“
© Heinrich Herbrügger

Besonderheiten, Erfolgsfaktoren und Herausforderungen

Die Diversität bei den LandKULTUR-Projekten spiegelt die große Akteurs- und Aktivitätenvielfalt von Kulturarbeit in ländlichen Räumen wider. Dies zeigt die fachliche Auswertung der Fördermaßnahme, die von KoRiS - Kommunikative Stadt- und Regionalentwicklung – durchgeführt wurde. Denn aufgrund dieser Diversität gibt es kaum standardisierte Arbeitsweisen. Zudem unterliegen kulturelle Projekte dynamischen Prozessen. Ideen und Konzepte aus den LandKULTUR-Projekten sind daher zwar gut übertragbar, jedoch müssen sie immer individuell an Bedingungen, Akteure und Institutionen vor Ort angepasst werden.

Herausragend und zentraler Erfolgsfaktor sind das Engagement und die Leidenschaft, mit der sowohl ehrenamtliche als auch professionelle Kulturakteure ihre Projekte umsetzen. Wie auch in anderen Bereichen ist es eine Herausforderung, die Motivation für ehrenamtliches Engagement aufrecht zu erhalten und zu stärken. Eine entscheidende Rolle für die erfolgreiche Umsetzung spielten in vielen Projekten Räume. Dabei konnte dies sowohl ein öffentlicher Raum, wie etwa ein Wald, ein Marktplatz oder aber Räume in leerstehenden Gebäuden sein. Als Herausforderung explizit benannt wurden vor allem Finanzierung und Verstetigung von Projekten. Kulturelle Angebote sind abhängig von finanzieller Unterstützung. Verstetigung muss daher frühzeitig geplant und vorbereitet werden und es sollten möglichst verschiedene Finanzierungsquellen genutzt werden. Eine weitere und für ländliche Regionen sehr typische Herausforderung ist die Erreichbarkeit kultureller Angebote.

Weitere Details zu den Ergebnissen und Empfehlungen aus den LandKULTUR-Projekten finden Sie im Fachbericht "Kultur in ländlichen Räumen: Engagement und Vielfalt fördern".

Kooperation – Partizipation – Erreichbarkeit: Einblicke, Erfahrungen und Praxistipps

Konkrete Einblicke in einzelne Projekte, ihre Erfahrungen und Praxistipps, konnten die Teilnehmenden sowohl digital als auch vor Ort in kleineren Gruppen gewinnen.

Bei den „Elsterberger Burgfestspielen“ und bei "JUKIS - Jugendkulturlotsen als Multiplikatoren für Kulturfestivals" lag der Fokus darauf, die Menschen vor Ort zum Mitmachen anzuregen. Bewährt hatte sich dabei vor allem, Erwartung und Wünsche der Beteiligten im Vorfeld abzufragen und zu sondieren, welche Stärken und Ressourcen bereits vorhanden sind. Diskutiert wurde zudem, inwiefern die Herkunft der Projektleitung eine Rolle spiele: Ohne Bezug zum Ort sei es umso wichtiger, vorab Kontakte zu knüpfen und Vertrauen zur eigenen Person und zur Projektidee aufzubauen.

Als ein wichtiger Erfolgsfaktor wurde Vertrauen in zentrale Personen von kulturellen Projekten identifiziert. Kulturschaffende müssen viel Zeit für die Vertrauens- und Netzwerkarbeit mitbringen, um Menschen und Institutionen als Akteure für ihr Projekt zu gewinnen.

Eine Herausforderung, die sich vielen Kulturakteuren stellt, ist es, den Zugang zu den Menschen vor Ort zu finden. Wie dies gelingen kann, machten die Verantwortlichen vom "KulturKnotenPunkt" und von „Jugend aktiv auf dem Land“ deutlich. Manchmal brauche es dafür einen langen Atem. Hilfreich für Kooperation und Zusammenspiel sind Präsenz im öffentlichen Raum, niederschwellige Aktionen und Kontinuität in der Arbeit. Außerdem ist eine differenzierte Ansprache notwendig, beispielsweise von Kindern, jungen Menschen oder Erwachsenen in verschiedenen Lebenslagen, um Mut zum Mitmachen zu fördern.

Weitere Tipps zur erfolgreichen Umsetzung von Kulturprojekten auf dem Land finden Sie im Praxisleitfaden.

Parlamentarische Staatsskretärin Müller, bei einer Videovorführung auf der Fachkonferenz Fachkonferenz „Kreativ und engagiert!“
© Heinrich Herbrügger

Empfehlungen und Möglichkeiten für die Politik

Akteure der Praxis und Politik auf Kommunal-, Landes- und Bundesebene diskutierten, wie Kultur in ländlichen Räumen gefördert und dauerhaft gestärkt werden könne.

Eine zentrale Herausforderung ländlicher Räume sei es, dass es in den Kommunen oftmals an Geldern für eine Basisfinanzierung der Kulturarbeit fehle. Auch die Ernennung der Kultur zur Pflichtaufgabe könne nicht alle Herausforderungen lösen, wie die Teilnehmenden der Talkrunde ausführlich diskutierten. Gleichzeitig wurde den Kulturschaffenden Mut gemacht, aktiv zu werden und weiterhin auf die Kommunen und insbesondere die Politik zuzugehen und diese auf die Relevanz des Themas aufmerksam zu machen. Nur so könnten kulturelle Themen in der Politik platziert und auf die Bedarfe der Kulturschaffenden reagiert werden. Die LandKULTUR-Förderung habe das Thema Kultur in vielen Kommunen platziert und noch mehr Akteure vor Ort für das Thema Kultur sensibilisiert. Dies sei eine Stärke von Bundesförderprogrammen, sie werden als besondere Wertschätzung wahrgenommen und können den Kulturschaffenden als Unterstützung dienen.

Chancen würde auch die Strukturförderung ländlicher Räume bieten. So bietet zum Beispiel LEADER eine Möglichkeit, kulturelle Projekte umzusetzen, jedoch gebe es von Land zu Land Unterschiede, wie die Förderung ausgelegt werde. Oftmals könnten gerade investive Kulturprojekte realisiert werden. Jede Region entscheide zudem selbst, ob und wie sehr der Fokus der Förderung auch auf Kultur und nicht-investive Projekte gelegt werde.

Zudem sei es auch Aufgabe der Fördermittelgeber, Angebote breiter zu streuen und auf mögliche Förderungen hinzuweisen. Um Kulturschaffende in der Antragstellung und Abwicklung zu unterstützen, gebe es zudem bereits einige Angebote zur Beratung, Unterstützung und Qualifizierung, wie beispielsweise die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt (DSEE) , an die sich kleinere Kulturvereine genauso wie größere Initiativen wenden können.

Die Fachkonferenz LandKULTUR hat gezeigt: Wir brauchen mehr Raum und Zeit für den Austausch zu den Erfahrungen der vielfältigen Projekte und den daraus entwickelten Praxistipps. Der Wissenstransfer wird im Laufe des Jahres mit BULEplus-Werkstattgesprächen und weiteren Formaten fortgeführt.

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